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Was hast du gesagt? Der schleichende Weg bis zum Hörgerät

Jennifer Alfes

Wusstest du, dass unser Gehörsinn bis zu 400.000 Töne unterscheiden kann? Auch die Richtung, aus der sie kommen, können wir mit unserem Gehör erkennen. Unser Gehör ist 24 Stunden am Tag im Einsatz, kann zwischen 10 Oktaven unterscheiden und reagiert auf Schallwellen. Wir kommunizieren damit, genießen Musik, Stimmen und die Geräusche der Natur. Es hilft uns, Gefahren wahrzunehmen und uns zu orientieren. Und es sorgt für unsere geistige Fitness, denn Gehör und Gehirn stehen ständig im Austausch.

Doch was, wenn das Hören plötzlich nachlässt und nicht mehr so gut funktioniert? Wer schlecht hört, fühlt sich oft gehemmt und zieht sich zurück. Schwierige Hör-Situationen werden vermieden und es kommt immer häufiger zu Missverständnissen. Der Hörverlust greift nach und nach auf viele Lebensbereiche über.

Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser. Denn gutes Hören ist Lebensqualität. In diesem Beitrag möchte ich dir erklären, wie du eine Schwerhörigkeit erkennst und wie die weiteren Schritte sind. Dafür habe ich eine Kollegin aus dem Hörgeräteservice der DKV interviewt.

Steckbrief

Name: Daniela Fuks

Motto: Beginne jeden Tag, als wäre es Absicht

Hobbys: Yoga, Radfahren und Theater

Danke, Daniela, dass ich dich heute zum Thema Hörgeräte interviewen darf.

Wann gilt man als schwerhörig?

Wenn man eine Einschränkung des Hörvermögens hat. Die Sprache und Geräusche können dann nur noch eingeschränkt wahrgenommen und verstanden werden. Bei vielen Menschen nimmt das Gehör mit dem Alter ab. Aber auch Lärm durch zu laute Musik, laute Motoren oder zu laut eingestellte Kopfhörer kann eine Schwerhörigkeit verursachen.

Wie haben die DKV Kunden, mit denen du zu tun hast, bemerkt, dass sie nicht mehr so gut hören?

Viele Kunden werden von ihrer Familie oder von Freunden darauf aufmerksam gemacht. Sie können den Gesprächen nicht mehr folgen und fragen häufig nach. Gerade bei lauten Hintergrundgeräuschen haben sie große Probleme, das Gesagte zu verstehen.

Manchmal ergeben sich hieraus auch komische Situationen, wenn etwas komplett falsch verstanden wurde. Das ist zwar anfangs noch ganz witzig, frustriert aber nach einer Weile beide Seiten. Manche können auch nicht mehr bestimmen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt.

Wie lange dauert es in der Regel, bis die Kunden sich eingestehen, dass sie ein Hörgerät brauchen?

Viel zu lange. Die Kunden bemerken zwar, dass sie nicht mehr gut hören, aber scheuen den Weg zum Arzt. Das Thema Hörgeräte hat immer noch was mit „Alt sein“ zu tun. Das möchten viele erst mal nicht wahrhaben.

Studien haben gezeigt, dass es vom anfänglichen Hörverlust bis zum ersten Hörgerät etwa 7 Jahre dauert.“

Besonders problematisch ist hierbei: Je länger man wartet, desto schneller nimmt das Hörvermögen ab. Meist gehen bei einem Hörverlust die hohen Frequenzen zuerst verloren. Bei Gesprächen sind das zum Beispiel Zischlaute wie „F“ und „S“. Auch die akustischen Erinnerungen im Gehirn verblassen immer stärker. Die Kunden müssen dann das akustische „Wissen“ wieder neu erlernen.

Daher meine Bitte: Zögere nicht lange, wenn du das Gefühl hast, schlechter zu hören.“

Wie geht man vor, wenn man das Gefühl hat, schwerhörig zu sein?

Der erste Schritt ist der Termin beim HNO-Arzt. Eine HNO-ärztliche Untersuchung gibt schnell Klarheit. Durch einen ersten Hörtest in der Arztpraxis wird herausgefunden, ob eine einohrige oder beidohrige Versorgung erforderlich ist.

Bei dem Hörtest wird mit verschiedenen Untersuchungsverfahren die Funktion des Gehörs überprüft. Sollte bei diesen Tests herauskommen, dass du ein Hörgerät benötigst, verordnet dir der Arzt Hörgeräte. Mit dieser Verordnung gehst du dann zu einem Hörgeräteakustiker.

Übrigens: Die DKV arbeitet in ganz Deutschland mit qualifizierten Akustikern zusammen. Dort wirst Du als vollversicherter Kunde der DKV bestens beraten und kannst in Ruhe verschiedene Hörgeräte ausprobieren. Mehr dazu erfährst Du hier.

Werden beim Hörgeräteakustiker weitere Untersuchungen durchgeführt?

Der Akustiker ermittelt mithilfe von computergestützten Messverfahren die passenden Geräte für dich. Er schlägt dir dann mehrere Geräte vor, die du im Alltag testen kannst. Nur so kannst du feststellen, welches Hörgerät gut zu dir passt. Zum Beispiel: Höre ich im Restaurant gut, wenn ich mit mehreren dort sitze und mich unterhalte? Sollte das nicht der Fall sein, geh noch mal zu deinem Akustiker. Manchmal ist es nur eine kleine Änderung an der Einstellung, manchmal auch das falsche Hörgerät.

Also sollte man verschiedene Hörgeräte testen?

Ja, unbedingt. Es empfiehlt sich, Hörgeräte mit unterschiedlicher technischer Ausstattung im Alltag zu testen. Schließlich sollen die Hörgeräte 5 bis 6 Jahre gute Dienste leisten. Das kann zwar mehrere Wochen in Anspruch nehmen, doch es gibt mehr Sicherheit, die bestmögliche Versorgung gefunden zu haben.

Wie ist das Feedback der Kunden? Haben sie durch das Hörgerät wieder an Lebensqualität gewonnen?

Auf jeden Fall. Viele Kunden fühlten sich oft ausgeschlossen.

Wenn man dauernd nachfragen muss, was das Gegenüber gesagt hat, ist das kein schönes Gefühl.“

Manche haben sich immer mehr zurückgezogen und nicht mehr komplett am Leben teilgenommen. Sie freuen sich darüber, den Gesprächen mit Freunden und Familie viel leichter folgen zu können. Sie nehmen wieder gerne an Veranstaltungen und Festen teil und es fällt ihnen leichter, Filme oder Serien im Fernsehen zu schauen. Und sie hören wieder Geräusche, die sie seit Jahren nicht mehr gehört haben, wie Vogelgezwitscher oder Wellengeräusche.

Es hat natürlich auch noch andere Vorteile. Sie können ihr Gehirn fit halten, haben ein geringeres Risiko für soziale Isolation, Einsamkeit und Depression. Und sie fühlen sich körperlich und seelisch gesünder und werden wieder unabhängiger.

Haben die Kunden mit den Hörgeräten Einschränkungen im Alltag?

Nachdem sie das richtige Hörgerät gefunden haben, müssen sie sich erst mal wieder ans Hören gewöhnen. Das braucht Zeit. Und diese Zeit sollte sich auch jeder nehmen. Danach helfen ihnen die Hörgeräte im Alltag wirklich weiter und ermöglichen wieder ein kommunikativeres Leben. In Gruppengesprächen sind sie nicht länger außen vor und es fällt leichter, auf Menschen zuzugehen.

Erst wenn sie das Hörgerät einmal nicht tragen, merken sie, wie stark der Hörverlust wirklich ist und wie sehr die Technik im Ohr im Alltag unterstützt.

Durch die Hörversorgung hat sich für viele eine neue Welt aufgetan.“

Gibt es mit Hörgerät auch Probleme beim Tragen von Masken?

Das Tragen der Maske zum Beispiel in Corona-Zeiten ist gerade für Hörgeräteträger eine Herausforderung. Der Mund-Nasen-Schutz ist nicht angenehm und jeder ist froh, wenn er ihn so schnell wie möglich wieder abnehmen kann. Wer dabei hektisch wird, riskiert jedoch, dass sich die Haltebänder im Hörgerät verfangen und das Gerät mit herausziehen. Nicht selten wird das Hörgerät dabei beschädigt oder geht verloren.

Hast du noch einen Tipp für die Leser?

Bitte geh rechtzeitig zum HNO-Arzt, wenn du das Gefühl hast, nicht mehr so gut zu hören.“

Viele möchten sich mit der Vorstellung, dass sie ein Hörgerät benötigen, nicht auseinandersetzen. Doch der Zugewinn an Lebensqualität ist enorm.

Ein weiterer Tipp: Probiere mehrere Geräte in deinem Alltag und in verschiedenen Situationen aus. So findest du heraus, welches Hörgerät zu dir passt.

Für ihre Versicherten hat die DKV einen besonderen Service: Auf der Webseite gibt es zum Thema Hörgeräte viele wertvolle Informationen und Tipps.

Einen Partner in ihrer Nähe finden Versicherte ganz einfach über die Vertragspartnersuche. Mit einem Klick werden die Kontaktdaten der Hilfsmittel- oder Hörgerätepartner der DKV angezeigt.

Ich hoffe, auch einige deiner Fragen rund um das Thema Schwerhörigkeit und Hörgeräte konnten dir mit diesem Interview beantwortet werden. Hast du noch weitere Tipps? Teile sie mit uns in den Kommentaren!


5Kommentare

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Kommentare

  • Stephan Antworten

    Nicht gut hören zu können, ist auch ein Risikofaktor. Taube sind sich dem bewusst, ein Mensch, der seine Hörschwäche nicht wahrnimmt oder ignoriert, geht ein Risiko ein.

  • Sylvia Tichai Antworten

    Hallo Stephan,
    vielen Dank für deinen Kommentar 🙂 Du hast absolut recht, Schwerhörige leben gefährlich. Umso wichtiger ist es, bei den ersten Anzeichen von Hörproblemen einen Hörtest zu machen.
    Liebe Grüße von Sylvia aus dem Social Media Team

  • Sascha Antworten

    Ein wirklich interessantes Thema – insbesondere, wenn man sich selbst einmal damit beschäftigen muss, um z.B. Familienangehörige zu sensibilisieren (wie bei mir gerade). Danke für den Beitrag – hilft mir sehr!

  • Sylvia Tichai Antworten

    Hallo Sascha,
    schön, dass dir der Beitrag weiterhilft. Wir drücken die Daumen, dass es dir gelingt, deine Angehörigen von einem Hörgerät zu überzeugen. Der Gewinn an Lebensqualität – auch für das Umfeld 😉 – ist die Mühe wert.
    Liebe Grüße von Sylvia aus dem Social Media Team

  • Hörkönig Antworten

    Vielen Dank für diesen schönen Bericht. Eine wichtige Sache noch als Ergänzung: Wer eine Hörschwäche hat, ist auch im Straßenverkehr nicht mehr sicher unterwegs, denn unser Gehör arbeitet wie ein Radar. Es überwacht dauerhaft den Raum und kann z.B. akustische Verkehrsobjekte orten, erkennen und verfolgen. So bemerkt es, wenn sich ein Auto von hinten nähert, oder eine Fahrradklingel warnt. Denn hinten haben wir bekanntlich keine Augen.

    Bei einigen modernen Hörakustik-Betrieben wird dieses auch schon geprüft.

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